Wochenende. Schon wieder eine Woche rum und schon wieder klopft der unerbittliche Montag an unsere Tür. Aber noch ist der Sonntag nicht vorbei, heute scheint sogar ausnahmsweise eine noch etwas verhaltene Frühlingssonne und macht mir mal wieder klar, wie dringend ich unsere Fenster putzen muss. Vielen Dank für den Wink mit dem Zaunpfahl liebe Sonne – ich habe dich auch vermisst!
Wochenende heißt bei uns ausschlafen, Bademantel, Kaffee trinken, lange Spaziergänge, mal nicht gehetzt durch den Supermarkt rennen, mit einem Glas Weinschorle und einem guten Magazin im Bistro sitzen, Menschen beobachten und sich einfach treiben lassen. Wenn wir dann Samstag Abends wieder zu Hause sind, Tom mit heiß gelaufenen Füßen auf dem Sofa sitzt und Gerhard Delling gespannt lauscht wie er routiniert die aktuellen Fußballergebnisse ankündigt, freu ich mich darüber, dass ich die geniale Idee hatte ein unkompliziertes Essen geplant zu haben. Sonntags hat man ja schließlich wirklich mehr Zeit um aufwändiger zu kochen. Und wie wir alle wissen sind es ja ach so oft erst recht die einfachen Gerichte, die besonders lecker schmecken. Stichwort Brasserie.
Ähnlich den Bistros in Frankreich, findet man ebenso in Belgien viele kleine unprätentiöse Lokale mit unkomplizierter Karte, auf der die wunderbarsten Gerichte zu finden sind. Salate, kleine Tarteletts, Quiches, Austern mit einem Glas Champagner, Steak Tatar, Steak-Frites, üppig gefüllte Baguettes und natürlich Croques. Nun muss ich gestehen, dass ich eh eine Schwäche für Brot, egal ob belegt oder unbelegt, hege. Halt mir ein Stück Kuchen und ein Schinkenbrot vor die Nase, ich würde mich immer für das Schinkenbrot entscheiden, erst recht wenn noch ein kleines, sauer eingelegtes Gürkchen dazu gereicht wird.
Es ging sogar ein Mal so weit, dass als wir letztes Jahr in New York waren, ich meine Nase an der Glasfront eines Delis platt gedrückt habe und zum ersten Mal die Unendlichkeit der Möglichkeiten entdeckt habe, die auf einem einfachen Brot ausgelegt werden können – beeindruckend! Bagel mit lox, honey smoked turkey, roastbeef, cubans, BLT's, grilled cheese, vor Tomatensauce triefende Subs mit saftigen Fleischbällchen oder belegt mit einem gegrillten Steak, Zwiebeln und schmelzendem Käse – was für ein Fest! Ich habe ganze Sightseeingtouren nach den besten Sadwichshops und Delis ausgelegt um möglichst viele Varianten probieren zu können … Wofür sich übrigens später unsere Waage auch noch persönlich bei mir bedankt hat.
Und um eben dieser Schwäche gerecht werden zu können gab es bei uns gestern Abend einen belgisch / französischen Brasserie / Bistro Klassiker. Croque Madame, auch erhältlich für den Herrn als Croque Monsieur.
Ein Croque ist die französische Antwort unsere gemeine Stulle. Läßt sich zudem von croquer: krachen, knacken, beißen ableiten und ist, wie so oft in der französischen Küche, ein Hauch delikater als ein normales belegtes Brot. Der Clou ist, dass das Brot neben Schinken und Käse mit einer cremigen Béchamel Sauce garniert und anschließend gebacken wird. Das Ergebnis ist ein besonders knuspriges Äußeres gefolgt von einem noch warmen, saftig-herzhaftem Inneren. Monsieur wird zusätzlich mit Käse überbacken, während Madame üblicherweise mit einem Spiegelei abgerundet wird.
Da ich unsere Brote in der Grillpfanne geröstet habe dachte ich, dass ein ebenfalls gebratenes Spiegelei schon fast zu viel werden könnte und habe es mit einem pochierten Ei substituiert. Was für ein Hochgenuss! Dazu ein einfacher grüner Salat, mit frischen Champignons und süßen Cherrytomaten und fertig ist ein köstliches Abendessen, nach dem man sich die Finger ableckt.
Croque Madame
Rezept für 2:
4 Scheiben Weißbrot vom Bäcker
2 Eier
4 Scheiben gekochter Schinken (wir hatten einen ofengerösteten)
150g Gruyère am Stück
Senf
2EL Butter
1,5EL Mehl
Milch
Pfeffer, Salz, Muskat
1 Zitrone
Kerbel
Olivenöl
Weisser Essig
Einen hohen, mittelgroßen Topf mit Wasser ansetzen, mit einem Schuss Essig und einer Prise Salz würzen. Wasser zum Sieden bringen.
Die Butter in einem kleinen Topf schmelzen, mit dem Mehl bestäuben und kurz anrösten lassen, mit einem Schneebesen ständig rühren, das Mehl darf nicht bräunen. Mit einem ordentlich Schuss Milch ablöschen, Hitze reduzieren, so lange rühren bis die Milch anzieht und dickflüssig wird, immer wieder Milch nachgießen, bis eine cremige Sauce entstanden ist. Mit Salz, Muskat und Zitronensaft kräftig abschmecken.
Das Brot in vier Daumen dicke Scheiben schneiden. Den Käse fein reiben. Jeweils die äußeren Seite mit wenig Olivenöl einstreichen. Zwei Scheiben mit Senf bestreichen, darauf einen großzügigen Esslöffel der Béchamel verteilen, mit Schinken belegen, den Käse darauf verteilen.
Die nicht belegte Scheibe ebenfalls mit einem herzhaften Löffel der Sauce bestreichen und dann das Brot zuklappen.
Eine Grillpfanne mit wenig Öl benetzen und erhitzen. Die Brote von beiden Seite goldbraun rösten, bis er Käse geschmolzen ist, regelmäßig wenden.
In der Zwischenzeit ein Ei in ein kleines Gefäß schlagen, mit dem Schneebesen einen Strudel in das siedende Wasser rühren, das Ei vorsichtig in das Auge des Strudels rutschen lassen. Das Ei drei bis maximal vier Minuten pochieren. Ei mit einem Schaumlöffel aus dem Wasser nehmen und auf Küchenkrepp abtropfen lassen. Mit dem anderen Ei wiederholen.
Das Brot auf einem Teller anrichten, das pochierte Ei auf das Brot setzen, mit Salz und Pfeffer würzen, mit wenig Kerbel garnieren und mit einem einfachen gemischten Salat servieren!
Das Gericht meiner Kindheit – ich liebe es! Danke für das Rezept, wird gleich heut abend gemacht!!!
FOTO :)))))
Super Idee, werde ich demnächst ebenfalls mal umsetzen. Allerdings erscheint mir die Bezeichnung “unkompliziert” sehr optimistisch, angesichts von immerhin zwei Töpfen und einer Pfanne, die benötigt werden, um ein belegtes Brot zuzubereiten 😉
Hihihihihihi, jaaaaaaa, so gesehen, aber ich kann mir vorstellen, dass man das Brot auch gut unter’m Ofengrill rösten kann – dann hat man sich schon ma’ die Pfanne theoretisch gespart. 😛 Aber wirst sehen, es geht schneller als man denkt und es loooooohnt sich … Belegtes-Brot-Deluxe ;)) Sag mal Bescheid wie’s geworden ist, würd mich interessieren!